MdbK [in transit]

MdbK [in transit] ist ein fortlaufender Diskussions- und Lernprozess. Zu ihm gehören die Identifizierung (unsichtbarer) Barrieren, die Schaffung eines Bewusstseins für Rassismus und Diskriminierung sowie für Ausschlussmechanismen in der Kunst und in der Institution Museum. Auf der Grundlage und im Austausch mit (neuen) Publikumsgruppen wird die Programmatik des MdbK schrittweise weiterentwickelt. In den Ausstellungen und Veranstaltungen aber auch in der Sammlungspräsentation werden neue Perspektiven sichtbar.

Ausstellungen

Family Matters
19.06.–14.09.2025

Die thematische Ausstellung Family Matters setzt sich mit Familienerinnerungen in der Migrationsgesellschaft und ihren Bezügen zu gesellschaftspolitischen und historischen Fragestellungen auseinander, die sich lokal wie global manifestieren. Sie vereint zehn zeitgenössische (post-)migrantische Positionen, die persönliche Familiengeschichten zum Ausgangspunkt ihrer Kunstwerke nehmen. Alle zehn verbindet der Ansatz, Schlaglichter auf persönliche Archive zu werfen und so Fragen an die Vergangenheit für die Zukunft zu formulieren.Die gezeigten Arbeiten thematisieren individuelle und kollektive Erfahrungen, die von kolonialer Ausbeutung über politische Umbrüche bis hin zu Fragen der Migration und Assimilationspolitiken reichen.


Re-Connect. Kunst und Kampf im Bruderland
Das MdbK zeigte vom 18. Mai bis 10. September 2003 eine dreiteilige Ausstellung zur Einwanderungsgeschichte der DDR und die damit verbundenen Folgen. Im ersten Teil wurden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus den sogenannten sozialistischen Bruderländern präsentiert. Der zweite Teil der Ausstellung widmete sich der künstlerischen Nachwuchsförderung. Das MdbK gab jungen Kunstschaffenden mit (post-)migrantischen Biographie-Bezügen zur DDR die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Rahmen einer Gruppenausstellung zu präsentieren. Philipp Farra (*1991, Schönebeck (Elbe), Deutschland), Minh Duc Pham (*1991, Bad Schlema, Deutschland), Alina Simmelbauer (*1981, Sömmerda, Deutschland), Sarnt Utamachote (*1992, Thailand) und Phuong Phan (*1988, Hanoi, Vietnam) beschäftigen sich in ihren Arbeiten u. a. mit ihrer eigenen Familienbiografie und dem Thema Migration. Der tabuisierte Rassismus in der DDR sowie die Lebensverhältnisse der Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter, der ausländischen Studierenden und ihrer Nachfahren wurden im letzten Ausstellungsteil thematisiert:
Die Ausstellung wurde von AICA Deutschland e.V., der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA (Association Internationale des Critiques d'Art), zur "Ausstellung des Jahres 2023" gewählt.

Jean-Baptiste Carpeaux. Warum versklavt geboren!

Jean-Baptiste Carpeaux, (1827-1875), Pourqui nâitre esclave? /Warum versklavt geboren!/ Why Born Enslaved! , 1868 Schenkung / Donation Bühler–Brockhaus 2004
Jean-Baptiste Carpeaux, (1827-1875), Pourqui nâitre esclave? /Warum versklavt geboren!/ Why Born Enslaved! , 1868 Schenkung / Donation Bühler–Brockhaus 2004

In der europäischen Malerei und Bildhauerei des 19. Jahrhunderts ist die Darstellung Schwarzer Frauen aus Afrika oder der Karibik relativ selten. Die wenigen, die dargestellt werden, bleiben in der Regel namenlos. Auch ihre Identitäten und Biografien bleiben unbekannt. Das abgebildete Individuum wird oft auf einen ethnographischen Typus reduziert und steht stellvertretend für die Bedingungen und Umstände einer ganzen Gruppe von Menschen. Dies ist auch bei Jean-Baptiste Carpeaux’ Skulpturenbüste Warum versklavt geboren! (1868) der Fall – einem komplexen und ambiguen Werk, das angeblich den vermeintlichen Humanismus und die abolitionistische Haltung des Bildhauers widerspiegelt. Es handelt sich jedoch auch um ein Kunstwerk, das für die erotisierte Ausbeutung des (Schwarzen) weiblichen Körpers steht.

1868 modelliert und zunächst in Gips gefertigt, wurde Warum versklavt geboren! später sowohl in Terrakotta als auch in Bronze und Marmor gegossen. Wenngleich das Kunstwerk durch seine ausgeprägte Schönheit und Sinnlichkeit besticht, bleibt die Grausamkeit des dargestellten Themas bestehen: die gewaltsame Versklavung der Schwarzen Frau. Die Büste, die an ein skulpturales Fragment erinnert, steht stellvertretend für die Gesamtheit des versklavten Körpers. Als solche greift sie auf stereotype und sexualisierte Darstellungen des (Schwarzen) weiblichen Körpers zurück und zwingt die Betrachtenden somit, die ästhetische Erfahrung, die hervorgerufen wird, mit dem Schrecken und der Brutalität der Versklavung in Einklang zu bringen.

Das Faltblatt zum Werk und seinem Hintergrund können Sie hier anschauen und herunterladen.

360° - Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft

Das MdbK ist Teil des bundesweiten Förderprogramms 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft. Mit dem Programm unterstützt die Kulturstiftung des Bundes Kultureinrichtungen dabei, sich intensiver mit den Themen Migration und kulturelle Vielfalt als chancenreichen Zukunftsthemen auseinanderzusetzen und neue Zugänge und Sichtbarkeiten für Gruppen der Gesellschaft zu schaffen, die bislang nicht ausreichend erreicht wurden.