DOK Neuland. Chaos Is a Condition

Archiv

DOK Neuland. Chaos Is a Condition

26.10. — 31.10.2021

Shariffa Ali und Yetunde Dada, Atomu, Frankreich, Kenia, USA, Großbritannien, 2020, © Künstler*innen
Shariffa Ali und Yetunde Dada, Atomu, Frankreich, Kenia, USA, Großbritannien, 2020, © Künstler*innen
Lui Avallos, Handwritten, Brasilien/Portugal/Italien/Frankreich, 2021, © Künstler
Lui Avallos, Handwritten, Brasilien/Portugal/Italien/Frankreich, 2021, © Künstler
Sam Wolson, Reeducated, Kasachstan/USA, 2021, © Künstler
Sam Wolson, Reeducated, Kasachstan/USA, 2021, © Künstler
Vibeke Bryld, Hush, Dänemark, 2020, © Künstlerin
Vibeke Bryld, Hush, Dänemark, 2020, © Künstlerin
Ioana Mischie, Tangible Utopias: Urban Futurism, Rumanien, 2021, © Künstlerin
Ioana Mischie, Tangible Utopias: Urban Futurism, Rumanien, 2021, © Künstlerin
Arash Akbari, Infomorph, Iran/Niederlande, 202, © Künstler
Arash Akbari, Infomorph, Iran/Niederlande, 202, © Künstler
Mária Júdová, Kykeon, Slowakei, Großbritannien, Deutschland, 2020, © Künstlerin
Mária Júdová, Kykeon, Slowakei, Großbritannien, Deutschland, 2020, © Künstlerin
Reed O’Beirne, Revelation 360, Großbritannien, 2021, © Künstler
Reed O’Beirne, Revelation 360, Großbritannien, 2021, © Künstler
Hsin-Chien Huang, Samsara, Taiwan, 2021, © Künstler
Hsin-Chien Huang, Samsara, Taiwan, 2021, © Künstler
Faye Formisano, They Dream in My Bones (Insemnopedy II), Frankreich, 2021, © Künstlerin
Faye Formisano, They Dream in My Bones (Insemnopedy II), Frankreich, 2021, © Künstlerin

Mitten in einer globalen Pandemie bricht die Illusion von Kontrolle und Ordnung auseinander. Darunter wird das Chaos sichtbar, wie eine kollektive schmerzende Wunde. Sehnsucht kommt auf: nach Heilung, nach Übersicht, nach gelenkten und gesicherten Bahnen. Aber hat es die je gegeben? War die Welt einmal nicht im Umbruch? Sind unsere Leben nicht immer schon Spielball der Umstände gewesen? Aber vielleicht kommt zu viel zusammen: wachsende Ungleichheit und allumfassender Kapitalismus, das fragwürdige Gewicht der Dominanzgesellschaft und die zur Positionsbestimmung gezwungene ewig neutrale Mitte, die Verlagerung von Lebensrealitäten ins Digitale, die postfaktische, unklaren Agenden folgende Wissensbildung. Und die Klimakrise, die dem ganzen ohnehin ein Ende setzen kann. Dabei sind die Kraftressourcen, mit denen man die chaotischen Zustände auf ein annehmbares Maß bringt, sehr individuell. Manchem Zugriff entziehen sie sich durch Komplexität, mancher Kontrolle durch Unberechenbarkeit. Warum es sich also nicht leichter machen und das Chaos als den Normalfall akzeptieren?

Chaos ist nicht nur ein Zustand, sondern auch Bedingung, ein Stadium der Latenz. Das heißt, dass daraus etwas, wenn nicht sogar etwas Besseres werden kann. Jede Dystopie hat hier die Chance, sich zur Utopie aufzuschwingen. Jede Erschöpfung lässt sich mit neuer kreativer Energie aufladen, abgerissene Verbindungen und unterbrochene Resonanzen bleiben reparabel. Denn wo das Ungewisse herrscht, ist auch die Transformation jederzeit möglich. Und was wüssten wir ohne das Chaos von den Schönheiten und Bequemlichkeiten der Ordnung? Diesen Übergangsmomenten widmet sich unsere Ausstellung. Die ausgewählten Arbeiten schaffen digitale Erlebnisräume für Unbekanntes und Ungeplantes. Sie zeigen alternative Strategien, der Welt zu begegnen, ohne die realen Zustände zu verneinen. Das Chaos anzunehmen, öffnet Wege in andere Welten: mit mehr Fantasie, Intuition, Spiritualität und Gelassenheit, die zu einem Mehr an Gemeinschaft führen können. Versuchen wir nicht, das Chaos zu bändigen, sondern stellen wir uns vor, was es ermöglicht: no chaos, no change! Aber wie sich orientieren in einer Ausstellung über ungeordnete Verhältnisse? Zusammen mit der Künstlerin Paula Gehrmann haben wir eine Szenografie entwickelt, die auch den Ausstellungsraum zum Erfahrungsort macht, in dem wir unsere Beziehung zum Chaos überprüfen können. Der Eintritt ist kostenlos.

Einen Überblick über die gezeigten Arbeiten und weitere Informationen finden Sie hier.

DOK Neuland Kuration und Produktion: Lars Rummel, Marie Hinkelmann
Ausstellungsgestaltung: Paula Gehrmann

DOK Neuland wird gefördert von ARTE

Shariffa Ali und Yetunde Dada, Atomu, Frankreich, Kenia, USA, Großbritannien, 2020, © Künstler*innen
Shariffa Ali und Yetunde Dada, Atomu, Frankreich, Kenia, USA, Großbritannien, 2020, © Künstler*innen