Museumskarree

Frühling von Nina Schuiki

Frühling

Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info
Nina Schuiki, Frühling (Installationsansicht), 2024, Stadt Leipzig, © Nina Schuiki / VG Bild-Kunst Bonn, 2024, Foto: dotgain.info

Im Leipziger Museumskarree an der Katharinenstraße ist seit 13. Juni 2024 die 125 m lange Installation „Frühling“ von Nina Schuiki zugänglich.

Nina Schuiki hat den vom Kulturamt der Stadt Leipzig ausgelobten Wettbewerb „Museumskarree M2 plus: Zwischenhalt im Zwischenraum" gewonnen. Eine 23-köpfige Bürgerinnenjury hat den Entwurf im Oktober 2023 ausgewählt. Mit dem Vorhaben im Rahmen des Projekts „Zukunftsfähige Zentren Leipzig“ soll die Freifläche zwischen dem Museum der bildenden Künste Leipzig und der umgebenden Eckbebauung im Südwesten zu einem Kunst- und Begegnungsort umgestaltet werden.

Die Arbeit zieht einen Riss durch das vorhandene Granitpflaster des Zwischenraums. Daraus wächst als Pionierpflanze das schmalblättrige, rosablühende Weidenröschen empor. In der skulpturalen Geste verbinden sich Bewegungen des Grabens und des Wachsens: In den Boden hinein und aus dem Boden heraus schieben sich verschiedene Zeitschichten und Stadtgeschichten. Zwischen der großvolumigen Architektur des Museumskarrees wird durch „Frühling“ ein kleinerer, menschlicherer Maßstab eingeführt, der neben ästhetischen Erfahrungen eine Vielfalt an inhaltlichen Anknüpfungspunkten bietet und Raum für Begegnungen schafft.
Nina Schuikis Frühling wird ermöglicht durch Mittel des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)

Zukunftsfähige Zentren

Um strukturelle Veränderungsprozesse der Zentren als Chance für eine zukunftsfähige Neuausrichtung zu nutzen und einer Verödung entgegenzuwirken, konzipierte die Stadt Leipzig das Projekt „Zukunftsfähige Zentren Leipzig (ZZL)“. Eines der Projekte widmet sich dem „Museumskarree M²plus“ mit dem Ziel, die städtische Freifläche zwischen dem Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) und seiner umgebenden Eckbebauung im Südwesten zu einem Kunst- und Begegnungsort mit Verweilqualität zu entwickeln. Das Kulturamt der Stadt Leipzig lobte hierfür am 8. Mai 2023 den Kunstwettbewerb „Museumskarree M²plus: Zwischenhalt im Zwischenraum am Museum der bildenden Künste Leipzig“ aus. Dabei handelte es sich um einen Einladungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren.

Aus 129 Bewerbungen wählte eine Fachjury fünf Künstlerinnen(-teams) aus, die zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen wurden. Eine Besonderheit und deutschlandweite Neuheit des Verfahrens war die Gründung einer Bürgerinnenjury, die das alleinige finale Stimmrecht hatte. Sie setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen und Institutionen zusammen, wie dem Jugendparlament und der Offenen Kunstwerkstatt der Lebenshilfe Leipzig e.V. sowie interessierten Bürgerinnen, Museumsengagierten und Anrainern. Die 23-köpfige Bürgerinnenjury stimmte am 21. Oktober 2023 mehrheitlich für Nina Schuikis Entwurf “Frühling”.

Weidenröschen

Die von Nina Schuiki verwendeten Pflanzen können, dank ihrer Anpassungsfähigkeit bzw. den besonderen Wachstums- und Verbreitungsmöglichkeiten, auf vegetationsfreien Standorten wachsen. Oft nur vorübergehend auf Brachen oder Schuttfluren zu finden, tragen sie zur Klärung der Böden bei und ermöglichen die spätere Ansiedlung anspruchsvollerer Pflanzengesellschaften. Sie sind somit ein wichtiger Teil der ökologischen Sukzession, der natürlichen Rückkehr von Tier- und Pflanzenarten in ein gestörtes Ökosystem.

Für das Projekt wurde das schmalblättrige Weidenröschen ausgewählt, auch bekannt als Trümmerblume oder Feuerkraut. Es erreicht Höhen von bis zu 150 cm und ist in allen Teilen essbar. Das Weidenröschen dient außerdem als Bienenweide und Nahrungsquelle für Schmetterlinge. In den Folgejahren wird sich die Pflanzengesellschaft durch natürliche Prozesse weiterentwickeln – etwa durch Flugsamen, die durch Wind oder Vögel eingetragen werden. Parallel dazu wird das Kunstwerk punktuell durch das Nachsetzen von Wild- und Pionierpflanzen wie Gewöhnlichem Blutweiderich, Wilder Malve, Gemeiner Nachtkerze und weiteren Arten ergänzt. So entsteht eine zunehmende Vielfalt mit ökologischem Nutzen.

So wie der Name es schon andeutet, können Pionierpflanzen einen Wandel einläuten und den Weg für weitere Entwicklungen bahnen. Die Arbeit „Frühling“ unterstreicht symbolhaft die Bedeutungen und Potentiale eines Zwischenraums im Zentrum von Leipzig: Ein freier Raum zwischen zwei Dingen kann als Lücke oder ebenso Spielraum verstanden werden. Im Umraum des Museums, mitten in der Stadt und dennoch abgeschirmt, liegt ein solches Dazwischen, ein Freiraum für Belebung und Entschleunigung zugleich. Dies wird im Motiv des Risses als Fuge versinnbildlicht, die gleichzeitig trennt und verbindet. Auf ähnliche Weise liegen in räumlicher Trennung oder zeitlichem Abstand auch Möglichkeiten weiterer Anknüpfungen, neuer Verbindungen und zukünftiger Handlungen.

Rahmenprogramm

Frühlings. Rituale – Lyrik-Performance von Rike Scheffler

So wie Pionierpflanzen sich auf kargstem Terrain niederlassen und dieses für neue Lebensformen vorbereiten, besitzt auch die Poesie die Kraft in diese Zwischenräume einzudringen und so neue Möglichkeitsräume und Seinsweisen zu erschließen. Die Berliner Lyrikerin Rike Scheffler liest aus ihrem aktuellen Gedichtband „Lava. Rituale“ inmitten des grünen Geflechts „Frühling“. In ihren Texten betrachtet Scheffler feinsinnig die Klimakrisen aus gegenwärtiger und zukünftiger Perspektive.

Freitag, 27.06.2025, 17 Uhr, im Museumskarree