Sichtbarmachen – Spuren jüdischen Engagements im MdbK

Vorschau

Sichtbarmachen – Spuren jüdischen Engagements im MdbK

30.10.2025 — 28.06.2026

Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Stephan Huber, Stiftermosaik, 2004, © VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Stephan Huber, Stiftermosaik, 2004, © VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Das Projektteam (v.l.n.r.) Shlomit Lehavi, Ulrike Saß, Sharon Adler im MdbK, Foto: Alexander Schmidt / PUNCTUM, 2024
Das Projektteam (v.l.n.r.) Shlomit Lehavi, Ulrike Saß, Sharon Adler im MdbK, Foto: Alexander Schmidt / PUNCTUM, 2024
Porträt Cläre Kirstein, Fotografie, undatiert © Leo Baeck Institute, New York
Porträt Cläre Kirstein, Fotografie, undatiert © Leo Baeck Institute, New York
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Eduard Einschlag, Selbstporträt, um 1924, Schenkung von Hermann Halberstam, MdbK
Eduard Einschlag, Selbstporträt, um 1924, Schenkung von Hermann Halberstam, MdbK
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin

Jüdische Leipziger Bürger*innen prägten mit ihrem zivilgesellschaftlichen und kulturellen Engagement seit dem 19. Jahrhundert die Stadt und das MdbK maßgeblich – bis sie im Nationalsozialismus entrechtet, verfolgt, vertrieben, ausgeraubt und ermordet wurden. Das Wissen um ihr Wirken und ihre Kunstsammlungen ist heute weitgehend verloren. Das MdbK will die Namen und Geschichten von wegweisenden Leipziger jüdischen Akteur*innen in das öffentliche Bewusstsein und das Museum zurückbringen. Gemeinsam mit der Künstlerin Shlomit Lehavi und der Publizistin Sharon Adler begab es sich dafür seit 2024 auf Spurensuche, um vergessene und ausgelöschte Verbindungen wieder sichtbar zu machen.

Sichtbarmachen, Phase 1 und 2

In der ersten Phase führte das MdbK gemeinsam mit Sharon Adler Recherchen zu vergessenen jüdischen Akteur*innen durch. Im Archiv der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, in Stadt- und Staatsarchiven sowie in der Dokumentation des MdbK wurden 28 Personen und Familien identifiziert. Ihnen gemeinsam ist, dass sie jüdisch waren, sich karikativ gesellschaftlich und kulturell engagierten und eine Verbindung zum MdbK hatten.

Die Auswahl der Protagonist*innen, zu denen in der zweiten Projektphase intensiver geforscht wurde, erfolgte nach Kriterien, die im Projektteam erarbeitet wurden. Unter anderem sollten die Familiengeschichten sowohl verschiedene Aspekte des sozialen und kulturellen Engagements als auch unterschiedliche Bindungen zum Museum widerspiegeln. Im Zentrum stehen die Biografien von Wilhelm Breslauer, Hermann und Toni Halberstam, Cläre Kirstein, Moritz Kraemer und Laura Sonntag. Zu den Ergebnissen dieser zweiten Phase hat Shlomit Lehavi eine künstlerische Visualisierung erarbeitet.

Leerstellen Sichtbarmachen

Als künstlerische Intervention und Visualisierung der Ergebnisse steht Lehavis Werk Leerstellen Sichtbarmachen dem Stiftermosaik von Stephan Huber im Foyer des MdbK gegenüber. Das Tafelmosaik, das er 2004 für den Neubau des Museums erarbeitete, vereint Förder*innen des Museums aus drei Jahrhunderten in einem Gruppenporträt. Das Historienbild fungiert dabei sowohl als Erinnerung an die Stiftungsmentalität der Bürger*innen Leipzigs im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert als auch als Einladung, an diese Tradition künftig anzuknüpfen.

Leerstellen Sichtbarmachen erweitert das Bild der abgebildeten Stifterinnen und Mäzene um die jüdischen Protagonist*innen und macht deutlich, dass Wissen und Geschichte abhängig von der sie leitenden Fragestellung ist. Shlomit Lehavi arbeitet gattungsübergreifend und kombiniert traditionelle Techniken mit medienkünstlerischen Methoden. Leerstellen Sichtbarmachen – eine Installation aus digitalen Zeichnungen, die auf einem transparenten Bildschirm präsentiert werden – steht an der Schnittstelle von Video, Zeichnung und interaktiver Kunst. Die Arbeit fügt sich räumlich in das Foyer ein und schafft einen Erinnerungsort im MdbK.

Die recherchierten Biografien werden den Besuchenden als Text und Audio zugänglich gemacht. Die Texte wurden zusammen mit Sharon Adler erstellt, die sie auch in Deutsch und Englisch eingesprochen hat und so den ehemaligen Leipziger Familien ihre Stimme leiht. Neben einer Hörstation vor Ort werden die Audiodateien online verfügbar sein. Leerstellen Sichtbarmachen lädt die Besuchenden zum Innehalten, Agieren und Beobachten ein und bietet die Möglichkeit, tief in vergessene Familiengeschichten einzutauchen.  

Jüdische Familien, Sammler*innen und Künstler*innen waren vor 1933 ein wichtiger Bestandteil des Leipziger Kulturlebens. Ihr Beitrag und ihr Engagement sind ebenso wie ihre Lebensgeschichten mit der Verfolgung, der Vertreibung und Ermordung im Nationalsozialismus aus dem Gedächtnis der Stadt gelöscht worden. Ihr Fehlen hat Leerstellen hinterlassen. Diese zu füllen und an die Menschen zu erinnern, ist eine wichtige Aufgabe im Umgang mit der Sammlung sowie der Geschichte des MdbK.

Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Holger Koppe Stiftung.

Eröffnung: 29.10.2025, 18 Uhr. Das Projektteam ist anwesend.

Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin
Shlomit Lehavi, o.T., 2025, digitale Zeichnung © Künstlerin