Sammlung im Blick:

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Sammlung im Blick:

Leipziger Kunst 1900-1945

12.12.2019 — 16.02.2020

Max Seliger, Nackte Männer am Waldrand, 1897
Max Seliger, Nackte Männer am Waldrand, 1897
Walter Münze, Bildnis Alfred Frank, 1921
Walter Münze, Bildnis Alfred Frank, 1921

Leipzig um 1900: Die Stadt wuchs innerhalb von dreißig Jahren von 101.272 auf 456.000 Einwohner. Die Kunstakademie wird in Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe umbenannt. Der neue Rektor Max Seliger führt unter anderem Schriftunterricht ein und beruft Hugo Steiner-Prag, Georg Belwe und Walter Tiemann an das Haus. Das Künstlerhaus eröffnet am Nikischplatz. Unter Federführung des Leipziger Künstlervereins bietet es Platz für Ausstellungen und Ateliers. Es setzt ein Zeichen, dass Leipzig mehr ist als »nur« Musikstadt, sondern hier auch eine Vielzahl an Kunstschaffenden leben und arbeiten. Von ihnen ist im 1858 auf dem Augustusplatz eröffneten Museum der bildenden Künste nicht allzu viel zu sehen. Der hier agierende Kunstverein, der im Haus über eine eigene Ausstellungsfläche verfügt, versucht dem entgegenzusteuern und den Kunstschaffenden so auch eine materielle Existenz in der Stadt zu schaffen. Denn trotz boomender Einwohnerzahlen sind zu der Zeit München und Berlin die führenden Kunststädte im Deutschen Reich.

In vier Kapiteln erzählt die Ausstellung wie sich die Situation im Kunstfeld veränderte, wie und was das Museum der bildenden Künste Kunst sammelte, präsentierte und vermittelte, wie das Leipziger Kunstfeld agierte und sich organisierte.

Oftmals wird vergessen, dass das lokale Kunstfeld nicht nur aus bürgerlichen Sammlern bestand, sondern sich seit der Etablierung der ersten Arbeiterbildungsvereine Mitte des 19. Jahrhunderts eine breite proletarische Kultur in der Stadt entwickelte, die deutschlandweit beispielgebend war. Dazu gehörte beispielsweise die Leipziger Bewegung zur Erwachsenenbildung, die zahlreiche Verbindungen mit dem »bürgerlichen« Museum einging.

Der Nationalsozialismus zerstörte nicht nur das linke Kunstfeld, sondern kappte die seit Jahrzehnten existierenden Unterstützungen von jüdischen Bürgerinnen und Bürger für das Museum. An sie wird in der Ausstellung ebenso erinnert wie die vergessenen jüdischen Kunstschaffenden und die Leipziger Beiträge zur Großen Kunstausstellungen in München von 1937 bis 1944.

Mit Arbeiten von Walter Arnold, Oskar Behringer, Georg Belwe, Rüdiger Berlit, Gerhard Bettermann, Hellmuth Chemnitz, Hans Domizlaff, Hildegard Domizlaff, Arno Drescher, Franz Ehrlich, Eduard Einschlag, Alfred Frank, Willi Geiger, Thomas Theodor Heine, Abraham Jaskiel, Rudolf Lipus, Kurt Massloff, Trude Massloff-Zierfuss, Ruth Meier, Mathieu Molitor, Walter Münze, Karl Nolde, Rudolf Oelzner, Marianne Oppelt, Felix Pfeifer, Doris Rücker, Luise Rudolph, Friedrich Schmitz-Bellinger, Max Schwimmer, Carl Seffner, Max Seliger, Hugo Steiner-Prag, Alfred Thiele, Walter Tiemann, Grete Tschaplowitz-Seifert, Elisabeth Voigt, Kurt Voss, Karl Walther, Fritz Zalisz, Emil Zbinden, Hans Zeissig und anderen

Viele der ausgewählten Gemälde, Grafiken, Plastiken und Dokumente zur Kunst- und Institutionsgeschichte sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen.

 

Walter Münze, Bildnis Alfred Frank, 1921
Walter Münze, Bildnis Alfred Frank, 1921