Evelyn Richter. Das Fotobuch

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Evelyn Richter. Das Fotobuch

10.03. — 23.06.2013

Evelyn Richter, Die Fotobücher
Evelyn Richter, Die Fotobücher
Evelyn Richter,  David Oistrach. Leipzig o. J., © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, David Oistrach. Leipzig o. J., © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter,   Paul Dessau. Zeuthen 1969, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Paul Dessau. Zeuthen 1969, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Leipzig1979, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Leipzig1979, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Paul Dessau, Leipzig1969, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Paul Dessau, Leipzig1969, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter,  Vor Rudolf Hausners  "Wandertag 3b". 1978, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Vor Rudolf Hausners "Wandertag 3b". 1978, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Leipzig1979, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, Leipzig1979, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung

Anlässlich der Leipziger Buchmesse 2013 rückt das Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung das fotografisch illustrierte Buch mit drei Werken der Fotografin Evelyn Richter (* 1930) in den Mittelpunkt: „David Oistrach. Ein Arbeitsporträt“ (Berlin 1973), „Paul Dessau. Aus Gesprächen“ (Leipzig 1974) und „Entwicklungswunder Mensch“ (1. Auflage, Leipzig 1980).  
Das sogenannte Fotobuch zählt zu den herausragenden Medien der künstlerischen Fotografie und erhält seit einigen Jahren in Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen die verdiente Aufmerksamkeit. Lange bevor die Fotografie als eigenständige künstlerische Ausdrucksform im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts Einzug in die Museen hielt, fand sie bereits zwischen Buchdeckeln künstlerischen Ausdruck und rege Verbreitung – anfänglich als eingeklebter Originalabzug, später, im Zuge stetig verbesserter Drucktechniken, als zunehmend hochwertige Reproduktion. Ungeachtet zahlloser Kämpfe zwischen Fotografen, Bildredakteuren und Buchgestaltern, ist die Geschichte des Fotobuchs seit dem Erscheinen der Inkunabel des Mediums, William Henry Fox Talbots „Pencil of Nature“ (1844–1846), auch immer eine Geschichte herausragender Buchgestaltung gewesen. Schließlich eröffnet sich dem Künstler hier die Möglichkeit, seine Fotografien in einen größeren, fest gefügten, zugleich zeit- und ortsunabhängigen Gestaltungs- und Bedeutungszusammenhang zu stellen. So bietet die qua Bindung fixierte Abfolge der Seiten Gelegenheit zur Ordnung der Bilder und damit zur allmählichen Entfaltung eines Themas. Gleichzeitig ermöglicht es die Doppelseite, mehrere Bilder in variablen Größen – sei es ergänzend oder konfrontierend – miteinander sowie mit Text und Typografie in Beziehung zu setzen. In enger Zusammenarbeit mit Typograf und Buchgestalter erschafft der Künstler im besten Falle eine dicht gewobene Bilderzählung, die sich dem Betrachter in konzentrierter, intimer Lektüre entfaltet.

Die drei zwischen 1973 und 1980 entstandenen Fotobücher von Evelyn Richter stellen fotografisch wie gestalterisch hervorragende Beispiele der zeitgenössischen Buchproduktion dar. Dabei bildet das Fotobuch die konsequente Fortführung und die ideale Ausdrucksform ihrer fotografischen Arbeitsweise. Denn Richter, die Anfang der 1950er Jahre im Rahmen ihres Fotografiestudiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) auch Unterricht in Buchgestaltung erhalten hatte, hat ihr Werk von Beginn an auf die gezielte Kombination mehrerer, konzeptuell eng verbundener Einzelbilder hin angelegt.

Für die Monografie über David Oistrach arbeitete sie eng mit dem Leipziger Buchgestalter, Typografen und langjährigen Professor der HGB, Walter Schiller (1920–2008), zusammen. Das Buch über Paul Dessau gestaltete sie gemeinsam mit Horst Schuster (* 1930), dem technischen und künstlerischen Leiter im VEB Verlag der Kunst Dresden und späteren Professor an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. Beide Titel basieren auf umfangreichem Bildmaterial, das die Fotografin über Jahre hinweg in Proberäumen, Konzertsälen, seltener im privaten Umfeld der beiden Musiker aufgenommen hat. Beeinflusst vom zeitgenössischen Dokumentarfilm nutzt Richter in diesen Büchern virtuos die vielfältigen Mittel der Buchgestaltung wie Frontispiz, Tableaus und Klappseiten zur Präsentation ihrer Fotografien.

Das dritte Fotobuch, „Entwicklungswunder Mensch“, ist zwischen 1980 und 1989 in insgesamt vier Auflagen im Leipziger Urania-Verlag erschienen. Der ungewöhnlich fortschrittliche Text des Entwicklungspsychologen Hans-Dieter Schmidt beschäftigt sich mit der frühkindlichen Entwicklung von der Geburt bis zum Eintritt in das Schulalter. Anders als im Falle der beiden Musiker-Monografien verwendete Richter für das „Entwicklungswunder“ neben eigenen Aufnahmen auch Bilder von anderen Fotografen, wie Ursula Arnold, Sibylle Bergemann, Christian Borchert, Margit Emmrich und Helga Paris; in die späteren Auflagen nahm sie auch ein Foto ihrer Schülerin Marion Wenzel auf. Durch Bildauswahl und Gestaltung, letztere wiederum gemeinsam mit Walter Schiller, gelingt es Richter, den Bildern einen für ein Sachbuch ungewöhnlich hohen, letztlich dem Wort gleichrangigen Wert beizumessen. Die Fotografien entfalten eine selbständige Bilderzählung, die das Thema neben dem entwicklungspsychologischen Fachtext auf einer ganz eigenen, künstlerisch-dokumentarischen Ebene verhandelt. „Evelyn Richter. Das Fotobuch“ zeigt neben den drei Publikationen zahlreiche Originalabzüge aus dem Evelyn Richter Archiv.  

„Evelyn Richter. Das Fotobuch“ ist die erste Ausstellung des Evelyn Richter Archivs und – nach der umfangreichen Werkschau 2005 und einer Ausstellung zu Ehren des großen Violinisten David Oistrach 2009 –  bereits das dritte gemeinsame  Ausstellungsprojekt von Ostdeutscher Sparkassenstiftung, Museum und Künstlerin. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.  
 
BEGLEITPROGRAMM
Führungen: Sonntag, 17. März, 5. Mai und 16. Juni, jeweils 11 Uhr Mittwoch, 27. März und 24. April, jeweils 18 Uhr; Donnerstag, 4. April, 15 Uhr  Gespräch in der Ausstellung: Sonntag, 28. April, 11 Uhr mit Julia Blume, Philipp Freytag und Jeannette Stoschek
 

Evelyn Richter,  David Oistrach. Leipzig o. J., © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
Evelyn Richter, David Oistrach. Leipzig o. J., © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung